Der große Traum – und der skeptische Blick vom Sofa
Du willst dich selbstständig machen. Du hast Ideen, Mut, vielleicht sogar schon erste Kunden. Doch statt Applaus kommt aus der eigenen Wohnung oft das Gegenteil: Zweifel, Diskussionen, Widerstand.
„Wäre ein sicherer Job nicht besser?“
„Du arbeitest ständig – aber kommt auch was dabei raus?“
„Ich verstehe gar nicht, was du da eigentlich machst …“
Kommt dir bekannt vor? Dann bist du nicht allein. In den letzten 15 Jahren als Gründer und mit meiner Agentur 4EVERGLEN, in der wir Unternehmer:innen von der ersten Idee bis zu hohen Umsätzen begleiten, habe ich unzählige Gründer:innen erlebt, die nicht an der Idee, sondern am familiären Gegenwind scheitern – oder fast.
Ich schreibe diesen Artikel nicht als Coach, sondern als jemand, der selbst erlebt hat, wie intensiv es sein kann, wenn Partner, Familie oder Freunde nicht verstehen, was Gründung bedeutet – und warum du es trotzdem durchziehen solltest. Aber eben nicht blind.
Warum es in Beziehungen knallt, wenn einer gründet
Gründen ist kein Job. Es ist eine Haltung.
Und genau da liegt der Konflikt.
Gründer:innen-Mindset | Partner mit 9–5-Denke |
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„Ich arbeite viel – aber frei“ | „Du arbeitest ständig und bist nie präsent“ |
„Ich probiere, teste, entwickle“ | „Was bringt das wirtschaftlich?“ |
„Ich liebe, was ich tue – das ist mein Hobby UND Job“ | „Ein Hobby ist zum Ausgleich da, nicht zum Geldverdienen“ |
Wenn der oder die Partner:in eine andere Vorstellung von Arbeit, Sicherheit oder Erfolg hat, prallen zwei Lebensentwürfe aufeinander. Und das tut weh – vor allem, wenn Liebe im Spiel ist.
Was du brauchst: Verständnis, Struktur – und den Mut zur Unabhängigkeit
1. Sprich nicht über Träume – sprich über Zahlen
So sehr dich deine Idee begeistert – Menschen, die in klassisch angestellten Strukturen denken, brauchen Fakten.
Statt: | Sag lieber: |
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„Ich will was Eigenes machen“ | „Ich habe ein Ziel von 5.000 € Umsatz in 6 Monaten.“ |
„Ich habe eine gute Idee“ | „Ich habe 2 zahlende Kunden und 4 Anfragen pro Woche.“ |
„Ich will Freiheit“ | „Ich will flexibel arbeiten, aber wirtschaftlich tragfähig.“ |
💡 Tipp: Stell eine simple Tabelle auf, in der du Aufwand, Einnahmen, Investitionen und Zielumsätze visualisierst. Das gibt dir selbst UND deinem Partner Orientierung.
2. Akzeptiere: Nicht jeder muss dich verstehen
Du brauchst keinen Applaus, du brauchst Klarheit.
Dein Partner muss deine Gründung nicht feiern – aber respektieren. Und das geht nur, wenn du auch seine Ängste ernst nimmst.
- Für viele ist Selbstständigkeit = Unsicherheit.
- Für viele bedeutet „zuhause arbeiten“ = „ständig verfügbar sein“.
- Für viele ist „Investieren“ = „Risiko, ohne Garantie“.
➡ Sprich über diese Ängste. Nicht in Verteidigung, sondern in Verbindung. Sag, was du dir wünschst – und was du gibst.
3. Investiere nicht nur in dein Projekt – sondern in deine Beziehung
Wir bei 4EVERGLEN investieren gerade in zwei eigene Projekte. Neben Kundenarbeit. Neben Familie.
Das geht, weil wir klare Routinen, Grenzen und Freiräume schaffen.
Baustein | Warum er wichtig ist |
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Fokuszeiten (z. B. 8–12 Uhr) | Du bist präsent – und danach frei(er). |
Status-Updates | Transparenz nimmt Druck raus. |
Offline-Zeiten | Damit Beziehung nicht zum Nebenprojekt wird. |
Mini-Erfolge feiern | Auch wenn es nur ein Testkunde ist – Erfolg zeigen. |
💡 Tipp: Plane bewusst gemeinsame Zeit ohne Business-Talk. Sonst wird dein ganzes Leben zur Excel-Tabelle.
4. Selbstständigkeit ist auch Persönlichkeitsentwicklung
Du lernst zu verkaufen, zu präsentieren, zu kalkulieren. Aber du lernst vor allem eins: dich selbst besser kennen.
Und ja – manchmal bist du auch einfach genervt, wenn dein Partner fragt: „Und, läuft’s?“
Doch auch das gehört dazu. Selbstständigkeit ist wie ein Spiegel. Sie zeigt dir,
- wie du mit Unsicherheit umgehst,
- wie du kommunizierst,
- wie du dich erklärst – ohne dich zu rechtfertigen.
➡ Und genau das ist auch Freiheit: Nicht, alles allein zu entscheiden. Sondern, deine Welt aktiv zu gestalten – auch wenn nicht alle sofort mitziehen.
Meine Erfahrung: Es geht – aber du musst führen
Ich habe selbst viele Diskussionen geführt. Über Arbeitszeiten, über Sinn, über Geld.
Und ja – es war nicht immer leicht. Aber mit jeder Entscheidung, mit jedem sichtbaren Fortschritt wurde das Verständnis größer.
Was mir geholfen hat:
- Nicht im Rechthaben-Modus antworten, sondern im „Ich erklär’s dir“-Modus.
- Ergebnisse sichtbar machen.
- Nicht alles zerreden – sondern auch einfach mal machen.
Fazit: Beziehung und Selbstständigkeit sind beides Vollzeitprojekte – und das ist okay
Gründen bedeutet nicht, dass du dich entscheiden musst: entweder Business oder Beziehung.
Aber es heißt, dass du bewusst führen musst – dein Unternehmen UND deinen Alltag.
Und wenn dein Partner nicht direkt mitjubelt? Dann feier dich trotzdem.
Denn du gehst einen Weg, den viele nicht verstehen – bis sie sehen, dass er funktioniert. Und selbst dann vielleicht nicht.
Das ist okay. Denn du machst es nicht für Applaus. Du machst es für dich.
FAQ – Wenn dein Partner (noch) nicht an deine Gründung glaubt
Was tun, wenn mein Partner meine Idee nicht ernst nimmt?
➡ Bleib ruhig. Zeig Zahlen, Fortschritte und bleib offen im Dialog. Du musst ihn nicht überzeugen, aber einbinden hilft oft.
Wie trenne ich Arbeit und Beziehung, wenn ich von zuhause arbeite?
➡ Mit klaren Zeiten, einem eigenen Arbeitsbereich und bewussten Offline-Zeiten. Kommunikation ist hier der Schlüssel.
Was, wenn mein Partner nur Sicherheit will, ich aber gründen will?
➡ Finde Kompromisse: z. B. Gründung neben dem Job. Plane Puffer. Baue Vertrauen durch Planung statt Träumerei auf.
Wie gehe ich mit Schuldgefühlen um, wenn ich viel arbeite?
➡ Schuldgefühle entstehen, wenn du Erwartungen (unausgesprochen) brichst. Kläre gemeinsam, was okay ist – und was nicht.
Kann ich erfolgreich gründen, wenn mein Umfeld dagegen ist?
➡ Ja. Aber es wird anstrengender. Umso wichtiger ist es, dich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Austausch stärkt.
Mein Rat: Gründung ist kein Ego-Trip – aber auch kein Demokratieprojekt.
Du darfst deinen Weg gehen. Und manchmal braucht es Ergebnisse, damit andere folgen.