Du gründest nicht (nur) ein Business – du prägst Kultur
Wenn du gerade dabei bist, dein eigenes Unternehmen zu gründen – ob allein, mit einem Team oder als Solopreneur mit digitalem Produkt – dann wirst du bald merken: Es geht nicht nur darum, was du anbietest, sondern auch, wofür du stehst.
Dein Logo kannst du ändern. Dein Geschäftsmodell auch. Aber deine Werte begleiten dich dauerhaft – ob du willst oder nicht. Sie zeigen sich in deinen Entscheidungen, deiner Kommunikation und deinem Umgang mit Kunden, Partnern oder deinem Team.
In den letzten 15 Jahren als Gründer und mit meiner Agentur 4EVERGLEN habe ich viele Startups begleitet – von der ersten Idee bis zur Skalierung. Dabei ist mir eines immer klarer geworden: Die erfolgreichsten Unternehmen definieren nicht nur, was sie tun – sondern auch, warum und wie. Und genau da kommen Werte ins Spiel.
Warum Werte mehr sind als Marketing-Floskeln
Viele Unternehmen klatschen „Nachhaltigkeit“, „Verlässlichkeit“ oder „Kundenorientierung“ auf ihre Website – weil sich das eben so gehört. Aber echte Werte wirken nicht durch Behauptung, sondern durch Verhalten.
Floskel | Frage, die du dir stellen solltest |
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„Transparenz ist uns wichtig.“ | Wie transparent kommunizierst du mit deinem Team und deinen Kunden wirklich? |
„Nachhaltigkeit steht bei uns an erster Stelle.“ | Wie nachhaltig sind deine Prozesse, Lieferketten, Produkte? |
„Wir sind kundenorientiert.“ | Beziehst du Kunden aktiv in Produktentwicklung oder Feedback ein? |
Echte Werte zeigen sich nicht auf dem Papier – sondern in deinem Alltag.
Werte als Fundament für dein Team
Wenn du (bald) ein Team aufbaust, sind gemeinsame Werte das Bindemittel für Vertrauen, Zusammenarbeit und Kultur. Sie helfen euch, bei Entscheidungen in dieselbe Richtung zu denken – besonders dann, wenn es schwierig wird.
Beispiele für werteorientierte Teamführung
Wert | Konkret angewendet im Team-Alltag |
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Offenheit | Konstruktives Feedback in beide Richtungen, regelmäßige Retros |
Eigenverantwortung | Keine Micromanagement-Kultur, sondern Vertrauen in Entscheidungen |
Qualität | Lieber ein Feature später releasen als halbgarig ausliefern |
Wenn du Werte früh definierst, helfen sie dir bei:
- der Mitarbeiterauswahl (passt die Person zur Kultur?)
- der Konfliktklärung (wie gehen wir mit Fehlern oder Spannungen um?)
- der Wachstumsphase (wie skalieren wir, ohne unsere Identität zu verlieren?)
Werte im Produkt? Unbedingt.
Deine Werte sollten sich nicht nur im Team, sondern auch in deinem Produkt widerspiegeln. Was dein Produkt kann, ist eine Sache – was es verkörpert, eine andere.
Beispiele, wie Werte ein Produkt beeinflussen können:
Wert | Auswirkung auf das Produkt |
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Einfachheit | Minimalistische UX, wenig Ablenkung, klare Funktionalität |
Fairness | Transparente Preise, keine versteckten Kosten |
Nachhaltigkeit | Wiederverwendbare Materialien, energieeffiziente Lösungen |
Sicherheit | Datensparsamkeit, DSGVO-konforme Prozesse |
➡ Wenn du also eine App baust, die „Achtsamkeit“ fördern soll, aber durchgreifend auf Gamification und Dopamin-Pushes setzt, wird das vermutlich nicht als stimmig empfunden. Die Werte deines Produkts müssen sich im Nutzererlebnis spiegeln.
Wie du eure Werte definierst – in 5 Schritten
Die Herausforderung: Viele tun sich schwer, ihre Werte konkret zu formulieren. Hier ist ein pragmatischer Weg, der in vielen Gründerworkshops bei uns funktioniert hat:
1. Workshop oder Selbstreflexion:
Frage dich oder dein Team:
- Was ist uns wirklich wichtig, wenn wir zusammenarbeiten?
- Was macht uns als Gründer:innen aus?
- Womit wollen wir niemals Kompromisse eingehen?
2. Beobachtung statt Idealismus:
Definiert keine Wunschwerte, sondern echte Verhaltensmuster, die ihr bereits lebt oder bewusst anstrebt.
3. Begriffe konkret machen:
Vermeidet Buzzwords. Statt „Kundenfokus“ lieber:
„Wir fragen bei jedem Feature: Hilft es dem Nutzer weiter – oder nur unserem Ego?“
4. Reduzieren auf max. 3–5 Kernwerte:
Sonst wird’s austauschbar. Weniger ist mehr – dafür klar und konsequent.
5. Übersetzen in Handeln:
Was bedeutet jeder Wert im Alltag, in Entscheidungen, im Produkt? Hängt die Werte nicht an die Wand – lebt sie.
Meine eigene Erfahrung mit 4EVERGLEN
Als wir 4EVERGLEN gegründet haben, war klar: Wir wollen Gründern nicht nur Tools und Websites bauen, sondern sie dabei begleiten, wirklich tragfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Unsere drei Kernwerte sind heute:
Wert | Was er für uns bedeutet |
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Ehrlichkeit | Wir sagen auch mal „Nein“, wenn wir glauben, dass etwas nicht funktionieren wird. |
Umsetzung statt PowerPoint | Wir liefern Prototypen, nicht nur Konzepte. Wir begleiten, statt nur zu beraten. |
Komfortzone verlassen | Wir fordern unsere Kunden – auch wenn es manchmal unbequem ist. |
Diese Haltung hat uns viele spannende Partnerschaften ermöglicht – und auch dafür gesorgt, dass wir mit den richtigen Kunden arbeiten. Nicht mit jedem, aber mit denen, die wirklich passen.
Fazit: Werte sind kein weiches Thema – sie sind dein härtester Erfolgsfaktor
In einer Welt voller vergleichbarer Produkte, austauschbarer Funktionen und hyperaggressivem Marketing brauchst du ein starkes Differenzierungsmerkmal. Deine Werte geben dir Haltung, Richtung – und Wiedererkennbarkeit.
Sie helfen dir, bessere Entscheidungen zu treffen, das richtige Team aufzubauen, Kunden zu gewinnen, die bleiben – und ein Unternehmen zu gestalten, mit dem du dich langfristig identifizieren kannst.
FAQ – Werte definieren für Team und Produkt
Warum sind Werte für Gründer wichtig?
Weil sie die Grundlage für deine Kultur, dein Verhalten und deine Entscheidungen bilden – sowohl im Team als auch im Markt.
Wie finde ich meine Werte als Einzelgründer?
Frage dich, was dir bei der Arbeit mit Kunden wichtig ist. Welche Prinzipien du nicht aufgeben würdest. Und was dich antreibt, auch wenn’s schwer wird.
Was mache ich, wenn mein Team unterschiedliche Werte hat?
Diskutieren, klären, priorisieren. Nicht jeder muss alles teilen – aber eine gemeinsame Basis ist essenziell.
Wie übertrage ich Werte ins Produktdesign?
Indem du bei jeder Entscheidung fragst: Passt das zu dem, wofür wir stehen? UX, Sprache, Features – alles ist Kommunikation.
Wie viele Werte sollte ich definieren?
Zwischen 3 und 5 Kernwerte sind ideal. Sie müssen nicht alles abdecken, aber sie sollten die Richtung klar machen.
Mein Tipp: Nimm dir 90 Minuten Zeit. Allein oder mit deinem Team. Und fragt euch: Wofür stehen wir wirklich?
Nicht das, was gut klingt – sondern das, was sich richtig anfühlt. Genau da beginnt eure Marke. Und eure Wirkung.