Eine Gründung verbindet – und kann trotzdem spalten
Die Entscheidung zu gründen ist oft eine der intensivsten Erfahrungen, die du mit einem Menschen teilen kannst. Gemeinsam startet ihr mit einer Idee, Euphorie und dem festen Glauben daran, etwas Eigenes aufbauen zu können. Doch spätestens, wenn die Realität einkehrt – Stress, Unsicherheit, kein Geld – wird klar: Ein gemeinsamer Start ist kein Garant für ein gemeinsames Ziel.
Ich habe in den letzten 15 Jahren als Gründer und mit meiner Digitalagentur 4EVERGLEN viele Teams begleitet. Was ich dabei oft gesehen habe: Gründungsteams scheitern nicht am Produkt, sondern an sich selbst.
In diesem Artikel geht es um genau diese Dynamik. Wie ihr als Team Ziele klärt, Konflikte vorbeugt und eure Partnerschaft auf Augenhöhe haltet – auch, wenn es mal eng wird. Ich teile Erfahrungen aus meiner ersten Gründung (Spoiler: wir hatten nie Geld) und gebe dir konkrete Werkzeuge für mehr Fairness und Klarheit im Gründeralltag.
Warum es kracht: Die häufigsten Gründe für Mitgründer-Konflikte
Konfliktursache | Typische Folgen |
---|---|
Unterschiedliches Engagement | Einer gibt alles, der andere „arbeitet nebenbei“ |
Unklare Zielsetzung | Entscheidungen werden zerredet oder einfach ausgesessen |
Ungerechte Aufgabenverteilung | Frust über „unsichtbare Arbeit“ oder mentale Überlastung |
Keine transparente Kommunikation | Missverständnisse, Schweigen, Vertrauensverlust |
Unterschiedliche Risikobereitschaft | Einer will skalieren, der andere Sicherheit behalten |
➡ Die Lösung beginnt bei einem ehrlichen Gespräch – und nicht beim nächsten Businessplan-Update.
Meine Erfahrung: Pizza, Teilen & trotzdem wachsen
In meiner ersten Gründung in Berlin war Geld eigentlich nie da. Wir lebten von 2-Euro-Pizza und 2,50-Döner. Wenn einer von uns knapp bei Kasse war, wurde geteilt. Nicht, weil wir einen Vertrag darüber hatten. Sondern weil uns das Ziel wichtiger war als kurzfristiger Ausgleich.
Aber: Auch in dieser engen Verbindung gab es Spannungen.
- Was ist, wenn einer „mehr macht“?
- Oder einer die Facebook-Anzeigen bezahlt, während der andere „nur“ entwickelt?
- Wer bekommt was, wenn es später läuft – oder auch nicht läuft?
Damals war vieles intuitiv. Heute weiß ich: Gründung ist ein Beziehungsmodell. Und wie jede Beziehung braucht sie Klarheit, Rituale und Exit-Szenarien.
Wie ihr Konflikte im Team verhindert – bevor sie entstehen
1. Gemeinsame Ziele festlegen – schriftlich!
Jede Gründung sollte ein „Co-Founder Agreement“ haben – auch wenn’s am Anfang „nur Pizza und Vision“ ist.
Frage | Beispielhafte Antwortformate |
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Was ist unser gemeinsames Ziel? | Lifestyle-Business vs. Skalierung mit Investor? |
Wie lange geben wir uns für das Ziel? | 12 Monate für MVP & erste Umsätze |
Was passiert, wenn einer früher aussteigt? | Beteiligung, Rückzahlung, Beteiligungs-Übergabe geregelt |
💡 Tipp: Nutzt dazu Tools wie Founder Summit Toolbox oder erstellt ein Google Doc mit eurer Vision & Regeln. Das klingt langweilig – ist aber oft euer Rettungsanker in stressigen Phasen.
2. Zeit- und Geldinvest transparent halten
Nicht jeder kann gleich viel einbringen – das ist okay. Aber Transparenz ist Pflicht.
Beitrag | Messbar machen durch: |
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Zeit | Stunden-Tracking, Kalender-Sync, feste Arbeitsblöcke |
Geld | Investitionsliste, Cashflow-Übersicht |
Know-how | Klar definierte Verantwortlichkeiten (z. B. Marketing, Dev) |
➡ Wenn nur einer 10.000 € investiert – muss das sichtbar und dokumentiert sein. Sonst schleicht sich später Frust und Ungleichgewicht ein.
3. Aufgaben verteilen, statt immer alles gemeinsam zu entscheiden
Gemeinsam ist toll – aber nicht immer effizient. Klärt, wer was entscheidet, um Diskussionen zu minimieren.
Bereich | Verantwortlich |
---|---|
Finanzen | Max |
Produktentwicklung | Lisa |
Marketing | beide, aber mit Lead |
Vertrieb | Max |
💡 Macht regelmäßig einen Review: Läuft alles gut? Ist die Verteilung noch sinnvoll?
4. Gemeinsame Reflexion – ohne Ego, dafür mit Ziel
Plant regelmäßige Team-Checks ein: Alle 4 Wochen ein Meeting mit nur einer Frage:
„Was war gut, was hat gestört, was wollen wir besser machen?“
So könnt ihr:
- Missstimmungen früh erkennen
- Rollen nachschärfen
- eure Vision auf Kurs halten
➡ Wenn ihr das nicht schafft: Holt euch Hilfe. Externe Moderation (z. B. Gründercoach, Berater) kann Wunder wirken.
Wann ist der Punkt erreicht, an dem man loslassen muss?
Die vielleicht schwerste Frage: Was, wenn es einfach nicht mehr passt?
Wenn einer weitergeht, der andere bremst?
Dann gilt: Nicht festhalten, um des Festhaltens willen.
Anzeichen für „es geht nicht mehr“ | Was du tun solltest |
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Einer zieht sich dauerhaft raus | Klärendes Gespräch + klare Konsequenz vereinbaren |
Diskussionen ohne Entscheidungen | Moderation oder Trennung |
Unterschiedliche Lebensziele (z. B. Lifestyle vs. Skalierung) | Exit-Option prüfen oder Aufteilung des Geschäfts |
💡 Wer mit 0 Euro startet, fällt nicht tief. Wer aber zu lange in einem Ungleichgewicht bleibt, verliert Energie – und oft auch das Ziel.
Fazit: Gemeinsam starten ist leicht – gemeinsam durchziehen ist Arbeit
Gründen im Team ist eine Reise. Man teilt Pizza, Visionen, Zweifel – und manchmal Tränen.
Es kann großartig sein. Es kann anstrengend sein. Aber es lohnt sich, wenn ihr Klarheit, Transparenz und Vertrauen lebt.
Vergesst nicht, warum ihr gestartet seid. Und erkennt, wann ihr nachsteuern – oder auch loslassen – müsst.
Denn das Ziel ist nicht nur ein erfolgreiches Startup.
Sondern ein Weg, der euch beide wachsen lässt.
FAQ – Konflikte mit Mitgründern vermeiden
Wie spreche ich kritische Themen an, ohne die Stimmung zu ruinieren?
➡ In regelmäßigen Feedback-Runden. Nicht spontan aus Frust, sondern mit Struktur (z. B. „Start-Stop-Continue“-Methode).
Was, wenn einer weniger Zeit hat als der andere?
➡ Redet offen darüber und dokumentiert es. Zeit ist eine Währung – wie Geld. Wer weniger einbringt, sollte ggf. weniger Beteiligung halten oder andere Aufgaben übernehmen.
Wie finde ich heraus, ob wir die gleichen Ziele haben?
➡ Macht einen Visionsworkshop: Wo seht ihr euch in 1, 3, 5 Jahren? Skalierung, Exit, Selbstverwirklichung? Redet ehrlich darüber.
Was, wenn ich merke, ich passe nicht mehr ins Team?
➡ Dann ist der ehrliche Ausstieg oft besser als jahrelanger Frust. Regeln zur Auflösung oder Beteiligungsübergabe sollten vorher definiert sein.
Sollten wir gleich ein offizielles Co-Founder Agreement aufsetzen?
➡ Ja. Auch wenn es unromantisch klingt: Es schafft Sicherheit – gerade in der Euphoriephase.
Mein Rat: Gründen im Team ist kein Spaziergang – aber auch kein Solo-Marathon.
Lauft ihn gemeinsam – mit Klarheit, Offenheit und der Bereitschaft, auch mal Pausen zu machen. Dann kommt ihr an. Gemeinsam. Oder jeder für sich – aber mit Respekt. 🚀