Du hast eine Idee im Kopf, willst eine Digital-Agentur gründen und deine Expertise in Geschäftsmodell-Entwicklung und der Umsetzungsbegleitung neuer Ideen sowie digitaler Services unter Beweis stellen. Schnell stellst du dir die Frage: Solltest du in deiner Kommunikation und im Marketing konsequent auf deine persönliche Marke setzen – oder lieber eine eigenständige Unternehmensmarke aufbauen? Das Kundenproblem ist klar: Einerseits möchten potenzielle Auftraggeberinnen dich als Expertin erleben, um sofort Vertrauen aufzubauen. Andererseits soll deine Agentur langfristig funktionieren und wachsen, ohne dass jede Entscheidung von deiner persönlichen Präsenz abhängig ist. In diesem Spannungsfeld entscheidet sich, ob du bald mehr Coach als Manager bist oder deine Agentur konstant skalieren und einen Exit ansteuern kannst.
Mehrwert und Lösungen: Wie du die richtige Branding-Strategie findest
1. Personal Branding: Deine Person als Zugpferd
Beim Personal Branding nutzt du dich selbst als zentralen Markenkern. Deine Geschichte, deine Werte und deine Vision werden in Blogartikeln, Videos und Social-Media-Posts zum Leben erweckt. Das zahlt sich besonders in der Frühphase aus:
- Schneller Vertrauensaufbau. Du zeigst Expertise in „Geschäftsmodell-Innovation“ und teilst echte Case Studies. Menschen kaufen von Menschen – wenn du deine Fachexpertise transparent machst, gewinnen Interessent*innen direkt einen persönlichen Draht zu dir.
- Direkter Dialog. In Podcasts, Webinaren und auf LinkedIn stellst du dich den Fragen deiner Community. Das schafft Nähe und sorgt für organisches Wachstum.
- Positionierung als Thought Leader. Wenn du regelmäßig Insights zu aktuellen Digital-Trends lieferst, assoziieren Kund*innen dein Gesicht automatisch mit Fortschritt und Kompetenz.
Eigene Erfahrung: In meinen ersten sechs Monaten als Agentur-Gründer habe ich wöchentlich auf LinkedIn einen Deep-Dive zu Methoden der Geschäftsmodell-Entwicklung gepostet. Binnen weniger Wochen erhielt ich unter dem LinkedIn-Post konkrete Anfragen für Workshops – ohne klassische Werbung.
2. Corporate Branding: Die Marke losgelöst von deiner Person
Corporate Branding setzt den Fokus auf dein Unternehmen: Logo, Claim, CI/CD-Manual und fest definierte Markenwerte bilden das Rückgrat deiner Kommunikation. Das zahlt sich aus, wenn du über die Startphase hinauswachsen willst:
- Skalierbarkeit. Deine Agentur kann wachsen, neue Expert*innen einstellen und eigenständig kommunizieren, ohne dass jede Botschaft deinen Namen tragen muss.
- Krisenfestigkeit. Sollte deine Agentur einmal ein Projekt verlieren oder du in der Vorstandsrolle wechselst, bleibt die Markenidentität stabil.
- Exit-Perspektive. Investoren und potenzielle Käufer*innen bewerten Unternehmen oft unabhängig von der Gründerperson. Eine eigenständige Marke erleichtert Verhandlungen und Bewertungsprozesse.
Eigene Erfahrung: Nach dem ersten Jahr habe ich mein Corporate Design überarbeitet, ein professionelles Logo eingeführt und den Markenclaim „Digitales Zukunftsmodell – gemeinsam umgesetzt“ festgelegt. Dadurch konnten wir in Pitch-Runden als Team auftreten und größere Etats gewinnen.
3. Hybrider Ansatz: Das Beste aus beiden Welten
Eine strikte Entscheidung für „entweder–oder“ ist selten optimal. Vielmehr empfehlen sich drei Phasen im Branding-Lifecycle:
- Phase 1 – Markteintritt (Personal Branding im Fokus):
In den ersten sechs bis zwölf Monaten baust du deine persönliche Reputation auf, veröffentlichst Fachartikel, gibst Interviews und gewinnst schnell erste Kund*innen. Deine Person ist in dieser Phase das Zugpferd für Reichweite und Vertrauen. - Phase 2 – Stabilisierung (Schrittweiser Aufbau von Corporate Branding):
Während dein Auftragsvolumen wächst und du erste Mitarbeiter*innen einstellst, entwickelst du ein einheitliches Erscheinungsbild für Website, Präsentationen und Social-Media-Channels. Dein Name bleibt präsent, aber die Agentur gewinnt Eigenständigkeit. - Phase 3 – Skalierung (Corporate Branding übernimmt die Hauptrolle):
Teammitglieder werden zu Markenbotschafter*innen. Du trittst als strategische Instanz im Hintergrund auf, während die Marke vorneweg kommuniziert. Das schafft Raum für Expansion, Partnerschaften und gegebenenfalls einen Teilverkauf.
4. Praktische Tipps für die Umsetzung
- Content-Plan mit Mix aus Persönlichem und Firmennache: Erstelle einen Redaktionsplan, in dem du Themenblöcke festlegst: 60 % Fachbeiträge mit deinem Profil, 40 % Corporate-Stories und Case Studies aus dem Team.
- Team-Botschafter*innen aktivieren: Ermutige Mitarbeitende, eigene Insights zu teilen. Schulungen für Social-Media-Auftritt helfen, Einheitlichkeit zu wahren.
- Klar definierte Markenwerte: Lege gemeinsam mit dem Team eine Wertebasis fest („Innovationsfreude“, „Partnerschaftlichkeit“, „Transparenz“). Diese Werte durchziehen alle Kommunikationskanäle.
- Professionelles Corporate Design: Investiere zu Beginn in ein klares Logo, eine Farbpalette und Typografie. Konsistenz stärkt den Wiedererkennungswert.
Fazit: Deine Roadmap zum erfolgreichen Branding
Ob Personal Branding oder Corporate Branding – beide Ansätze haben ihre Berechtigung. Entscheidend ist der Zeitpunkt und die richtige Dosierung:
- Starte mit Personal Branding, um schnell als Expert*in wahrgenommen zu werden und erste Projekte zu akquirieren.
- Baue parallel und schrittweise das Corporate Branding auf, sobald dein Business wächst, damit dein Unternehmen unabhängig von deiner Person agieren kann.
- Nutze einen hybriden Ansatz, um langfristig Skalierung, Krisenfestigkeit und Exit-Chancen zu sichern.
Mit dieser Roadmap navigierst du sicher durch die Phasen deiner Agenturgründung und profitierst von den Stärken beider Strategien.
FAQ: Deine Fragen, kurz beantwortet
- Muss ich jeden Tag persönlich posten?
Nein. Qualität vor Quantität. Lege stattdessen feste Tage für hochwertige Beiträge fest und plane sie vor. - Wie integriere ich Corporate Branding, ohne das Persönliche zu verlieren?
Verwende Co-Branding: Kombiniere Logo und Claim mit deinem Namen in der Signatur oder im Social-Media-Header. - Wann ziehe ich das Personal Branding zurück?
Etwa dann, wenn dein Team aus mehreren Senior-Expert*innen besteht und du den Fokus auf skalierbare Prozesse legen möchtest. - Welche KPIs messen Erfolg im Branding?
Achte auf organische Reichweite (Follower, Newsletter-Abos), Leads aus Inbound-Kanälen und Abschlussquoten bei Angeboten. - Was ist der häufigste Fehler von Gründer*innen?
Fehlende Konsistenz: Widersprüchliche Botschaften zwischen persönlichem Auftritt und Unternehmenskommunikation irritieren potentielle Kund*innen.