Gründung ohne Sicherheitsnetz – Wahnsinn oder kluge Strategie?
Ein Freund sagte mal zu mir: „Am besten gründest du, wenn du pleite bist. Dann fällst du nicht so tief und lernst, mit wenig Geld zu planen.“ Klingt im ersten Moment nach einer völlig verrückten Idee, oder? Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr erkenne ich, dass in dieser Aussage ein Kern von Wahrheit steckt.
Gründen bedeutet immer Risiko. Die große Frage ist: Wie viel Risiko bist du bereit einzugehen, und wie viel Risiko kannst du dir leisten? Solltest du alles auf eine Karte setzen, oder gibt es auch Wege, dein finanzielles Polster zu schonen und trotzdem erfolgreich zu gründen? Lass uns gemeinsam herausfinden, was für dich der richtige Ansatz ist.
Wie viel Risiko ist nötig – und wie viel ist zu viel?
1. Die „Alles-oder-nichts“-Mentalität
Einige der erfolgreichsten Gründerder Welt haben ihr letztes Hemd riskiert, um ihre Träume zu verwirklichen. Elon Musk investierte das gesamte Geld aus dem Verkauf von PayPal in Tesla und SpaceX – und stand kurz vor der Pleite. Aber mal ehrlich: Nicht jeder ist Elon Musk, und nicht jede Idee erfordert ein derartiges Risiko.
Vorteile dieses Ansatzes:
- Du bist 100 % fokussiert, weil du keine andere Wahl hast.
- Du lernst extrem schnell, effizient mit Ressourcen umzugehen.
- Du entwickelst eine „Überlebensmentalität“, die dich langfristig stärker macht.
Gefahren:
- Wenn du scheiterst, ist der finanzielle und emotionale Schaden groß.
- Ohne finanziellen Puffer bist du anfällig für äußere Einflüsse (z. B. plötzliche Marktveränderungen).
- Der Druck kann erdrückend werden und deine Kreativität einschränken.
2. Die risikoarme Gründung
Auf der anderen Seite gibt es die Möglichkeit, mit kleinem Risiko zu starten. Du baust dein Unternehmen nebenbei auf, hältst deine Ausgaben gering und investierst nur, was du dir leisten kannst. Das klingt vernünftig, oder?
Vorteile dieses Ansatzes:
- Du hast finanzielle Sicherheit und kannst Risiken besser kalkulieren.
- Fehler haben keine existenzbedrohenden Konsequenzen.
- Du kannst deine Idee in deinem Tempo testen und anpassen.
Gefahren:
- Der Fokus ist oft weniger stark, weil du noch „einen Fuß in der Tür“ des alten Jobs hast.
- Du gehst möglicherweise nicht voll ins Risiko – und verpasst dadurch Chancen.
- Der Aufbau dauert länger, und du brauchst mehr Geduld.
So findest du das richtige Risikolevel für dich
Die Frage, wie viel Risiko du eingehen solltest, hängt stark von deiner Persönlichkeit, deinen Lebensumständen und deiner Geschäftsidee ab. Hier sind ein paar Tipps, die dir helfen, die richtige Balance zu finden:
1. Kenne deine Zahlen
Bevor du dich in die Selbstständigkeit stürzt, solltest du wissen, wie viel Geld du wirklich brauchst. Berechne:
- Lebenshaltungskosten: Was kostet dich dein Alltag?
- Startkapital: Wie viel Geld brauchst du für die ersten sechs Monate?
- Puffer: Was passiert, wenn etwas schiefgeht?
Wenn du diese Zahlen kennst, kannst du besser abschätzen, wie groß dein finanzielles Risiko ist.
2. Teste deine Idee
Du musst nicht gleich all-in gehen. Teste deine Idee im Kleinen, bevor du alles auf eine Karte setzt. Kannst du dein Produkt nebenbei entwickeln? Gibt es eine Möglichkeit, erste Kunden zu gewinnen, ohne große Investitionen?
Ein Beispiel aus der Praxis: Eine Freundin von mir wollte ein Fitnessprogramm für junge Mütter starten. Statt sofort ein Studio zu eröffnen, begann sie mit kostenlosen Outdoor-Kursen in ihrem Stadtpark. Nach ein paar Monaten hatte sie genug Feedback und Teilnehmer, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen – mit viel weniger Risiko.
3. Entscheide, was du wirklich willst
Willst du mit Vollgas starten oder lieber langsam wachsen? Beides ist okay – aber du solltest dir bewusst machen, was besser zu deiner Persönlichkeit passt. Wenn du dich bei zu viel Risiko unwohl fühlst, ist das kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil: Es zeigt, dass du strategisch denkst.
4. Investiere klug
Egal, wie groß oder klein dein Budget ist: Setze es gezielt ein. Ein häufiger Fehler ist, zu viel Geld in Branding oder Büromöbel zu stecken, bevor überhaupt Kunden gewonnen werden. Konzentriere dich auf die Dinge, die wirklich wichtig sind:
- Marketing, das funktioniert: Setze auf Kanäle, die dir schnelle Ergebnisse bringen (z. B. Social Media Ads).
- Produktentwicklung: Dein Angebot muss überzeugen – der Rest kommt später.
Mein Weg durch die Risiko-Welt
Als ich meine Digitalagentur gegründet habe, stand ich vor genau dieser Frage: Wie viel Risiko will ich eingehen? Ich war nicht pleite, aber mein Budget war begrenzt und gerade erst Vater geworden. Anstatt alles auf eine Karte zu setzen, entschied ich mich für einen Mittelweg, und nutze die Elternzeit um alles vorzubereiten. Mein erstes Büro war mein Wohnzimmer, und mein erstes Marketingbudget bestand aus Social-Media-Beiträgen und dem Aufbau eines Netzwerks.
War es manchmal frustrierend? Absolut. Es gab Momente, in denen ich dachte, ich müsste alles hinschmeißen. Aber diese langsame, risikoarme Herangehensweise hat mir geholfen, meine Idee Schritt für Schritt aufzubauen – und dabei immer das Gefühl zu haben, die Kontrolle zu behalten.
Fazit: Risiko ist nicht gleich Risiko
Es gibt keinen „richtigen“ oder „falschen“ Weg, ein Unternehmen zu gründen. Du musst für dich entscheiden, wie viel Risiko du eingehen möchtest – und welche Konsequenzen du im schlimmsten Fall tragen kannst.
Wenn du bereit bist, alles zu geben und mit wenig Budget zu starten, kann das eine unglaubliche Lernerfahrung sein. Aber auch eine risikoarme Gründung hat ihren Charme, besonders wenn du Wert auf Sicherheit legst.
Am Ende zählt, dass du den Weg findest, der zu dir passt – und dass du den Mut hast, überhaupt loszugehen.
FAQ: Deine Fragen, meine Antworten
1. Sollte ich wirklich alles riskieren, um meine Idee zu verwirklichen?
Das kommt darauf an, wie hoch deine Schmerzgrenze ist. Wenn du mit dem Gedanken gut leben kannst, alles zu verlieren, könnte ein hohes Risiko für dich in Frage kommen. Andernfalls wähle einen risikoarmen Ansatz.
2. Wie viel Geld sollte ich für den Start einplanen?
Das hängt von deiner Idee ab. Für Online-Businesses kannst du oft mit weniger starten (z. B. 5.000 bis 10.000 Euro), während Gastronomie oder Technologie-Unternehmen deutlich mehr Kapital erfordern.
3. Was mache ich, wenn ich scheitere?
Scheitern gehört zum Gründen dazu. Sieh es als Lernprozess und starte neu – mit den Erfahrungen, die du gesammelt hast.
4. Kann ich auch mit wenig Geld erfolgreich sein?
Ja, definitiv. Viele erfolgreiche Gründerhaben mit wenig Budget angefangen. Entscheidend ist, dass du deine Ressourcen klug einsetzt.
5. Sollte ich meinen Job kündigen, bevor ich gründe?
Nicht unbedingt. Viele starten ihr Business nebenbei, um das Risiko zu minimieren. Wenn du merkst, dass deine Idee Potenzial hat, kannst du den Job später kündigen.
Egal, wie groß oder klein dein Risiko ist – der wichtigste Schritt ist, überhaupt zu starten. Mit klarem Kopf, einer guten Planung und einem Funken Mut wirst du deinen eigenen Weg finden.