Du hast eine großartige Idee für eine Digitalagentur, entwickelst clevere Geschäftsmodelle und begleitest Unternehmen bei der Umsetzung neuer digitaler Services – aber: Social Media, YouTube, Instagram & Co. drängen dich, ständig selbst vor der Kamera zu stehen. Du siehst Beispiele von lässigen Gründern, die charmant in die Linse lächeln, während sie Business-Tipps herunterrasseln, und fragst dich: „Muss ich das auch? Bin ich weniger authentisch, wenn ich hinter den Kulissen bleibe?“ Dieses Spannungsfeld beschäftigt viele Gründer und Unternehmer. Denn einerseits erzeugt persönliche Präsenz Nähe und Vertrauen, andererseits fehlt dir womöglich Zeit, Lust oder Talente für den Scheinwerfer-Moment.

In diesem Artikel nehme ich dich mit auf eine kritische Reise durch die Welt der Gründer-Sichtbarkeit. Ich schildere dir typische Kundenprobleme, zeige dir konkrete Lösungsansätze auf Basis meiner Erfahrung und teile meine eigene Geschichte – ohne dich zu drängen, permanent zur Selfie-Stange zu greifen.


Kundenproblem: Sichtbarkeit vs. Authentizität

Viele Unternehmer fühlen sich gezwungen, ständig Videos zu produzieren. Die häufigsten „Wehwehchen“:

  • Zeitdruck und Ressourcenmangel
    Du jonglierst Projekte, Kunden-Meetings und interne Prozesse. Du fragst dich, ob du wirklich noch Zeit für Video-Drehs, Skripte schreiben und Schnitt opfern sollst.
  • Unsicherheit vor der Kamera
    Der Gedanke ans Lampenfieber, falsche Betonung oder ein unsicherer Auftritt lässt dich nachts wach liegen.
  • Inkonsistenz im Markenauftritt
    Wenn du beim Thema „Voice Branding“ auf Authentizität setzt, kann eine halbherzige Social-Media-Performance eher kontraproduktiv sein.
  • Unklare Strategie
    Du weißt, dass Content-Marketing dir neue Leads bringen kann, aber welche Formate passen wirklich zu dir und deinem Geschäftsmodell?

Diese Konflikte sorgen dafür, dass viele Gründer entweder gar nichts veröffentlichen oder es halbherzig tun – mit entsprechend mäßigem Erfolg.


Mehrwert & Lösungen: Sichtbarkeit ohne Selbstdarstellung

1. Definiere deinen „Content Core“

Statt dich auf dein Gesicht zu fokussieren, kannst du den Mehrwert deines Wissens ins Zentrum stellen:

  • Blogartikel und Whitepaper:
    Schreibe tiefgehende Analysen zu Geschäftsmodell-Entwicklung, Use Cases neuer Digital Services oder Praxis-Tipps zur MVP-Validierung.
  • Interaktive Webinare oder Live-Demos:
    Hier sitzt du zwar „im Bild“, musst aber nicht dauerhaft präsent sein – du stoppst, zeigst deinen Bildschirm und führst gezielt vor.
  • Podcasts und Interviews:
    Lass deinen Experten-Status über Stimme wirken. Du kannst sogar Gäste einladen, um den Fokus zu verschieben.

2. Automatisierte Formate nutzen

Setze Tools und Templates ein, um Aufwand zu minimieren:

  • Content-Planungstool:
    Erstelle Redaktionskalender mit festen Themenblöcken (z. B. „Geschäftsmodell-Mittwoch“, „Freitags-Fail“).
  • Skript-Vorlagen:
    Nutze modular aufgebaute Skripte für Video- oder Textformate, die du immer wieder recyceln kannst.
  • KI-gestützte Transkription & Summarization:
    Wenn du doch mal aufnimmst, spare dir den Schnitt: Ein Tool transkribiert dein Video, generiert Schlagworte und erste Social-Media-Posts.

3. Strategische Bildschirmaufnahmen & Slide-Videos

Du musst nicht dauerhaft ins Bild, um Autorität zu demonstrieren:

  • Erklärvideos mit Voice-over:
    Produziere Screencasts, in denen du neue Tools, Frameworks oder Business Cases step by step erklärst.
  • Slide-Deck mit Animation:
    Lasse Grafiken sprechen und ergänze kurze Voiceclips.

4. Social Proof & User-Generated Content

Delegiere die Sichtbarkeit:

  • Kunden-Testimonials:
    Lass zufriedene Kunden in kurzen Clips „sprechen“.
  • Community-Beiträge:
    Animieren deine Follower, eigene Erfolgsgeschichten zu teilen, und reposte diese.

5. Persönliche Grenzen wahren

Wichtig: Definiere, was für dich authentisch ist:

  • Lege eine klare Regel fest, etwa ein Live-Video pro Quartal.
  • Kommuniziere transparent, wenn du gerade keine Videos drehst, und bringe andere Formate ins Spiel.

Eigene Erfahrung: Mein Weg zur „sichtbaren Unsichtbarkeit“

Als ich meine erste Digitalagentur gründete, war mir Social Media noch völlig fremd. Ich versuchte, wie andere Gründer täglich in die Kamera zu lächeln – und scheiterte kläglich. Das Resultat: Videos mit unnatürlichen Pausen, gestelzten Formulierungen und null Reichweite. Ich fühlte mich wie ein Schauspieler mit Lampenfieber.

Dann habe ich meine Strategie grundlegend geändert:

  1. Content Core etablieren: Ich schrieb einen wöchentlichen Fachartikel, der auf LinkedIn 1.000+ Views erzielte und echte Gespräche initiierte.
  2. Bildschirmfokus statt Selfie-Modus: Ich wechselte zu Screencasts, in denen ich meinen Workflow mit neuen Tools demonstrierte – das passte zu mir und meinen Kunden.
  3. Community einbeziehen: Ich startete eine private Mastermind-Gruppe, in der sich Agenturgründer gegenseitig coachen. So entstand eine Fülle an nutzergenerierten Inhalten.

Das Ergebnis: Mehr Leads, höhere Abschlussraten und ich musste nie wieder ein drittes Kamera-Licht kaufen.


Fazit: Sichtbarkeit ist mehr als dein Gesicht

Nein, du musst nicht als Gründer oder Unternehmer immer vor der Kamera stehen. Authentizität und Mehrwert stehen weit mehr im Vordergrund. Definiere deine individuellen Stärken, wähle geeignete Formate und nutze Automatisierung, um deinen Aufwand gering zu halten. Setze auf vielfältige Content-Typen – vom Fachartikel bis zum Screencast – und respektiere dabei deine persönlichen Komfortzonen. Sichtbarkeit heißt nicht, sich zu verbiegen, sondern die eigene Expertise strategisch zu inszenieren.


FAQ

1. Muss ich überhaupt online sichtbar sein, um Kunden zu gewinnen?
Ja, eine gewisse Online-Präsenz ist heute unerlässlich. Aber das kann bedeuten: Fachartikel, Podcasts oder Live-Demos – nicht zwingend tägliche Selfie-Videos.

2. Wie oft sollte ich sichbare Inhalte posten?
Qualität vor Quantität. Starte z. B. mit einem hochwertigen Artikel pro Woche oder einem Screencast pro Monat, und skaliere nach Kapazität.

3. Welche Tools helfen bei der Automatisierung meiner Videos?
KI-Transkriptionstools (z. B. Otter.ai), Skript-Generatoren, Redaktionsplanung (z. B. Trello) und Social-Media-Scheduler (z. B. Buffer) minimieren manuellen Aufwand.

4. Wie überwindet man die Hemmung vor der Kamera?
Übung in sicherer Umgebung (Privatübungen, interne Team-Videos), ein Script als Leitfaden und der Fokus auf den Mehrwert statt auf Perfektion helfen enorm.

5. Was tun, wenn ich gar keine Videotechnik möchte?
Setze konsequent auf Text- und Audioformate (Blog, Newsletter, Podcast). Diese erreichen leichter C-Level-Entscheider, die wenig Zeit für Videos haben.

Von Aline